Kunstrasenplatz

Interview mit dem Vereins-Coach des Fussballverbands Region Zürich (FVRZ)

Spatenstich für den Kunstrasenplatz beim FC Embrach am 15. Februar 2025

Spatenstich für den Kunstrasenplatz beim FC Embrach am 15. Februar 2025

Foto: Kevin Rechsteiner

Kunstrasenplätze werden im Fussball immer wichtiger. Sie ermöglichen wetterunabhängiges Training sowie intensivere Nutzung und bieten besonders dem Frauen- und Mädchenfussball neue Chancen. Jürg Hintermeister, Vereins-Coach des FVRZ, spricht im Interview über Vorteile, Herausforderungen und den Erfolgsweg des FC Embrach.

Die Bedeutung von Kunstrasenfeldern

Welche Vorteile bietet ein Kunstrasenplatz für Fussballvereine und Gemeinden?

Ein Kunstrasenplatz kann im Vergleich zu einem Naturrasen deutlich intensiver genutzt werden – auch bei Schnee und Regen. Dadurch entfallen wetterbedingte Trainings- sowie Spielausfälle, und der Platz kann effizienter belegt werden. Dies bietet den Vereinen eine hohe Planungssicherheit für den Trainings- und Spielbetrieb.

Weitere Vorteile:

  • Weniger Spielverschiebungen: Der Fussballverband Region Zürich profitiert von stabileren Spielplänen, da weniger Partien aufgrund schlechter Platzverhältnisse verschoben werden müssen.
  • Geringere Unterhaltskosten: Die Pflege eines Kunstrasens ist kostengünstiger als die eines Naturrasens.

Welche Rolle spielen Kunstrasenfelder bei der Förderung des Frauen- und Mädchenfussballs?

Die Infrastruktur ist ein entscheidender Faktor für die Weiterentwicklung des Frauen- und Mädchenfussballs. Viele Vereine haben Kapazitätsengpässe, da die Zahl der Teams schneller wächst als die der verfügbaren Spielfelder. Kunstrasenplätze tragen zur Entlastung bei:

  • Mehr Spiel- und Trainingsmöglichkeiten: Vereine können mehr Teams aufnehmen.
  • Kürzere Wartelisten: Frauen und Mädchen finden schneller einen Platz im Verein.
  • Gleiche Bedingungen für alle: Eine bessere Platzverfügbarkeit sorgt für gleichwertige Trainingszeiten von Frauen- und Mädchenteams.

Welche Herausforderungen begegnen Vereinen typischerweise beim Bau eines Kunstrasenfeldes? Gibt es häufige Bedenken, insbesondere in Bezug auf Umwelt und Nachhaltigkeit?
 

Der Bau eines Kunstrasenfeldes ist für viele Vereine ein langfristiges Projekt mit verschiedenen Herausforderungen:

  • Flächenverfügbarkeit: Geeignete Standorte sind oft begrenzt und Vereine sind auf die Unterstützung der Gemeinden angewiesen.
  • Finanzierung: Die Investitionskosten sind hoch und müssen gegen andere öffentliche Projekte abgewogen werden.
  • Ökologische Aspekte: Moderne Kunstrasenplätze setzen zunehmend auf nachhaltige Lösungen, um Umweltauswirkungen zu minimieren. Die Herausforderung besteht darin, sportliche und ökologische Anforderungen in Einklang zu bringen.
Baustellen-Kamera - Fussballplatz FC Embrach, 18.03.2025

Baustellen-Kamera - Fussballplatz FC Embrach, 18.03.2025

Der Weg zum Kunstrasen für den FC Embrach

Der FC Embrach hat in den letzten Jahren die Realisierung eines Kunstrasenfeldes vorangetrieben. Können Sie den Prozess in fünf Schritten beschreiben?

Der Prozess verlief in mehreren Phasen, von der Bedarfsermittlung bis zur Umsetzung:

  • Bedarfsermittlung und Zielsetzung: Zunächst wurde analysiert, welche infrastrukturellen Herausforderungen bestehen und welche Vorteile ein Kunstrasenplatz bieten würde.
  • Konzept und Roadmap: Basierend auf den Ergebnissen der Analyse wurde ein detailliertes Konzept mit Zeitplan und klar definierten Meilensteinen erstellt.
  • Ernennung von Bau- und Finanzkommission: Um die Planung effizient voranzutreiben, wurden Teams mit klaren Zuständigkeiten gebildet.
  • Austausch mit Politik und Behörden: Durch gezielte Gespräche, Verhandlungen und Informationsveranstaltungen wurde die politische Unterstützung gesichert.
  • Projektplanung und Umsetzung: In dieser Phase wurden konkrete bauliche und finanzielle Aspekte geklärt, um die Realisierung sicherzustellen.

 

An welchen entscheidenden Punkten hat der Vereins-Coach den FC Embrach unterstützt?

Der Vereins-Coach spielte eine wichtige Rolle in zwei zentralen Bereichen:

  • Strategische Begleitung: Unterstützung bei der Entwicklung einer klaren Zielsetzung und taktischen Konzeption.
  • Politische Prozessbegleitung: Beratung und Unterstützung bei der Kommunikation mit Behörden, um das Projekt erfolgreich durch die politischen Instanzen zu bringen.

 

Welche Hürden mussten überwunden werden – politisch, finanziell oder organisatorisch?

Wie bei vielen Infrastrukturprojekten gab es auch hier einige Herausforderungen, insbesondere in folgenden Bereichen:

  • Politische Überzeugungsarbeit: Es war entscheidend, die Gemeinde Embrach und umliegende Gemeinden von der Notwendigkeit und den Vorteilen des Projekts zu überzeugen.
  • Finanzierung: Dank Beiträgen der Gemeinden Embrach, Oberembrach, Rorbas und Freienstein (rund CHF 1,1 Mio.) sowie CHF 240’000 aus dem kantonalen Sportfonds konnte die Finanzierung gesichert werden.
     

Welche Erkenntnisse aus der Begleitung des FC Embrach können für andere Vereine hilfreich sein?

Die Erfahrungen des FC Embrach zeigen, dass folgende Faktoren entscheidend sind für den Erfolg eines Kunstrasenprojekts:

  • Klare Zielsetzung und Struktur: Eine fundierte Konzeption mit definierten Verantwortlichkeiten erleichtert die Umsetzung.
  • Nutzung interner Fachkompetenzen: Vereine sollten bestehende Expertisen aus den eigenen Reihen gezielt einbinden.
  • Frühzeitige Einbindung von Politik und Verwaltung: Ein kontinuierlicher Dialog mit Entscheidungsträgern erhöht die Erfolgschancen.
  • Betroffene zu Beteiligten machen: Transparente Kommunikation und Einbindung relevanter Interessengruppen fördern die Akzeptanz.
  • Starke Präsenz und Kommunikation: Vereine sollten ihr soziales Engagement sichtbar machen, um breite Unterstützung zu gewinnen.
Frauen FC Embrach gegen FC Oberglatt

Frauen FC Embrach gegen FC Oberglatt

Foto: Doris Studer

Förderung von Mädchen und Frauen im Fussball

Welche drei zentralen Massnahmen empfiehlt der Vereins-Coach Vereinen, um den Frauen- und Mädchenfussball nachhaltig zu stärken?

Eine erfolgreiche Förderung des Frauen- und Mädchenfussballs beginnt mit einer klaren Positionierung im Verein und gezielten strukturellen Massnahmen:

  • Stärkung der Identifikation und Auftrittskompetenz: Der Frauenfussball muss als fester Bestandteil der Vereinsidentität etabliert werden. Eine starke Positionierung fördert die Akzeptanz und unterstützt das Wachstum.
  • Gerechte Verteilung der Trainings- und Spielzeiten: Eine nachhaltige Infrastrukturplanung ist essenziell, um langfristig stabile Teams aufzubauen.
  • Gezielte Ausbildungsstruktur: Der Übergang zwischen Altersklassen muss durchlässig gestaltet werden. Dabei sollten realistische Zielsetzungen verfolgt werden – nachhaltiger Erfolg entsteht Schritt für Schritt.

 

Können Sie drei konkrete Beispiele aus dem Jahr 2024 nennen, wie Sie die Bedingungen für Mädchen und Frauen in Zürcher Fussballvereinen verbessert haben?

Die Förderung des Frauen- und Mädchenfussballs in der Region Zürich wurde 2024 mit gezielten Projekten vorangetrieben:

  • Festigung des Frauen Fussball Züri Unterland (FFZU): Im dritten Jahr seines Bestehens wurden Teams, Budget und öffentliche Wahrnehmung weiter gestärkt.
  • Verbesserung der Infrastruktur beim FFC Südost Zürich: Durch gezielte Impulse wurden bessere Rahmenbedingungen für Spielerinnen geschaffen.
  • Neugründung und Reorganisation von Frauen- und Mädchenabteilungen: Mehrere Vereine konnten neue Teams ins Leben rufen oder bestehende Strukturen optimieren.

Wo sehen Sie die grössten Potenziale und Herausforderungen für den Frauenfussball in der Region Zürich?

Der Frauenfussball in Zürich entwickelt sich stetig weiter, steht jedoch vor Herausforderungen:

  • Akzeptanz innerhalb der Vereine: Frauen- und Mädchenfussball muss als fester Bestandteil des Vereins anerkannt und gefördert werden.
  • Langfristige Sicherung der Infrastruktur: Trainings- und Spielmöglichkeiten müssen nachhaltig gesichert und ausgebaut werden.
  • Stabilität und Entwicklung der Teams: Damit Mädchen- und Frauenteams bestehen bleiben und wachsen können, braucht es kontinuierliche Unterstützung und verlässliche Rahmenbedingungen.

Jürg Hintermeister

Vereins-Coach des Fussballverbands Region Zürich (FVRZ)

Riccardo Nuzzi, Präsident des FC Embrach, bei seiner Rede zum Spatenstich des Kunstrasenplatzes

Riccardo Nuzzi, Präsident des FC Embrach, bei seiner Rede zum Spatenstich des Kunstrasenplatzes

Foto: Kevin Rechsteiner

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